Jedes neue Auto sollte ESP serienmäßig an Bord haben. Das fordert die Unfallforschung der Versicherer (UDV).
Um Neuwagenkäufern eine Entscheidungshilfe zu geben, können alle interessierten Autofahrer unter "ESP - Suche" nachschauen, welche in Deutschland angebotenen Fahrzeugmodelle mit dem lebensrettenden elektronischen Schleuderverhinderer serienmäßig oder gegen Aufpreis ausgestattet sind und welche nicht.
Die diesjährige Untersuchung der ESP-Verfügbarkeit in Neufahrzeugen zeigte zwar einige Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahr, dennoch ist die Situation nicht zufriedenstellend: In einigen Fahrzeugklassen und bei manchen Fahrzeugherstellern hat das Thema ESP immer noch nicht den notwendigen Stellenwert. Die UDV nahm 279 Modellreihen mit rund 1.800 Modellen von 38 auf dem deutschen Markt angebotenen Automarken auf ihren ESP-Ausrüstungsgrad hin unter die Lupe. Demnach haben 64 Prozent (Vorjahr 58 Prozent) der in Deutschland im Oktober 2007 erhältlichen Fahrzeugmodellreihen serienmäßig ESP an Bord. 14 Prozent (Vorjahr 20 Prozent) aller neuen PKW-Modellreihen sind gar nicht mit dem aus Sicht der Unfallforschung dringend notwendigen Sicherheitsfeature erhältlich.
Dabei haben nationale und internationale Studien die Wirksamkeit von ESP mehrfach bestätigt. Die Untersuchungen der UDV haben gezeigt, dass 25 Prozent aller Pkw-Unfälle mit Personenschaden und 35 bis 40 Prozent aller Pkw-Unfälle mit Getöteten durch ESP positiv beeinflussbar wären. Mit anderen Worten: Pro Jahr könnten 37.000 Unfälle mit Verletzten und 1.100 Unfälle mit Getöteten in Deutschland vermieden oder zumindest in ihren Folgen abgeschwächt werden.
In Großbritannien ist von 400 Toten und 3.000 Schwerverletzten weniger pro Jahr die Rede, in den USA - wo ESP ab Modelljahr 2012 für alle neuen Autos Pflicht ist - von einem Rückgang der tödlichen Unfälle um 43 Prozent. US-Studien belegen auch, dass tödliche Alleinunfälle mit Überschlag durch ESP minimiert werden, und zwar um enorme 40 Prozent bei PKW und sogar um 73 Prozent bei Geländewagen.
Zwar gibt es Fahrzeugklassen wie die Obere Mittelklasse (z. B. 5er BMW, Mercedes E-Klasse), die Oberklasse (z. B. Audi A8, Lexus LS) sowie Fahrzeughersteller wie Alfa Romeo, Audi, Cadillac, Jaguar, Jeep, Lexus, Mercedes, Smart und Volvo, bei denen alle angebotenen Fahrzeuge serienmäßig über ESP verfügen. Aber gerade bei den Minis und den sogenannten Utilities (z. B. Citroën Berlingo), sowie bei den Herstellern Chevrolet, Dacia, Daihatsu, Fiat, Subaru und Suzuki gibt es enorme Lücken im ESP-Angebot.
Gerade kleine Fahrzeuge oder ältere Gebrauchtwagen werden häufig von der Risikogruppe "Junge Fahrer" bewegt. Umso wichtiger ist es, eine 100prozentige Ausrüstungsrate zu erreichen, so dass es in ein paar Jahren genügend ESP-Gebrauchtfahrzeuge für "Junge Fahrer" auf dem Markt gibt. Zwar verfügen von den Neuzulassungen in Deutschland nach Herstellerschätzungen rund 77 Prozent über ESP. Im gesamten Fahrzeugbestand liegt dieser Wert aber deutlich niedriger: bei geschätzten 30 Prozent. Bei Fahrzeugen, die für "Junge Fahrer" preislich in Frage kommen, dürfte der Wert noch deutlich niedriger sein.
Umso wichtiger ist es, beim Gebrauchtwagenkauf auf Modelle mit ESP zurückzugreifen und lieber etwas länger zu suchen.
Kritisch sieht die UDV auch die Aufpreispolitik für ESP. Mindestens 350 Euro (Fiat 500 1.2 8V Sport) müssen Neuwagenkäufer in Deutschland für dieses notwendige Sicherheitsfeature bei manchen Herstellern bezahlen. Andere verlangen aber auch 650 Euro (Honda Jazz 1.4 Style). Zum Teil ist ESP nur in teuren Modellen oder Ausstattungspaketen erhältlich. Die Folge: Bei aufpreispflichtigem ESP greifen die Autofahrer vor allem bei Kleinwagen selten zu. So beträgt die ESP-Ausstattungsrate beim Peugeot 206, der in allen Varianten ESP optional hat, gerade einmal 15 Prozent. Dem Verbraucher sollte daher die Entscheidung pro oder contra ESP nicht überlassen, sondern durch serienmäßigen Einbau abgenommen werden.